Warum Barrierefreiheit in WordPress jetzt zur Pflicht wird
Wenn Du eine Website mit WordPress betreibst, wird das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ab dem 28. Juni 2025 für Dich relevant. Auch wenn sich die gesetzlichen Anforderungen zunächst vor allem an Anbieter digitaler Produkte und Dienstleistungen richten, geraten WordPress-Websites von Unternehmen zunehmend in den Fokus. Das liegt nicht nur am rechtlichen Druck – sondern auch am steigenden Anspruch an digitale Teilhabe und Benutzerfreundlichkeit. Wie also gestaltest Du Deine WordPress-Website barrierefrei? Darum geht’s im heutigen Artikel.
Eine barrierefreie Website hilft nicht nur Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen. Sie sorgt für bessere Lesbarkeit, übersichtliche Strukturen und mehr Usability – auf allen Geräten und für alle Nutzergruppen. Gleichzeitig honoriert auch Google barrierefreie Gestaltung, was sich positiv auf Dein Ranking auswirken kann.
Barrierefreiheit mit WordPress: Herausforderung oder Chance?
Gerade in WordPress-Projekten kursiert oft der Eindruck, Barrierefreiheit sei mit einem Plugin oder Theme-Update schnell erledigt. Doch die Realität sieht anders aus: Viele Probleme entstehen durch Designentscheidungen, schlecht strukturierte Inhalte oder fehlende Prüfprozesse im Alltag. Gleichzeitig bietet WordPress als Open-Source-System großartige Möglichkeiten, Barrierefreiheit systematisch und nachhaltig umzusetzen – sofern Du weißt, worauf es ankommt.
Mit diesem Beitrag gebe ich Dir einen klaren 8-Schritte-Plan an die Hand, mit dem Du Deine WordPress-Website gezielt auf Barrierefreiheit prüfen und gemäß den Anforderungen des BFSG optimieren kannst. Dabei zeige ich Dir nicht nur die richtigen Plugins und Tools – sondern auch, worauf es inhaltlich, gestalterisch und technisch wirklich ankommt.
Für wen dieser Beitrag gedacht ist
Der Beitrag richtet sich an:
- Unternehmer:innen, die eine eigene WordPress-Website betreiben oder betreiben lassen
- Marketing- oder Digitalverantwortliche, die die gesetzliche Konformität im Blick haben
- Agenturen und Webdesigner:innen, die Barrierefreiheit in Kundenprojekten umsetzen wollen
Hinweis: Wenn Du Dich zuerst mit den Grundlagen beschäftigen möchtest, empfehle ich Dir meinen Beitrag „Barrierefreiheit mit WordPress – was Du bis 2025 wissen musst“.
Wenn Du bereit bist, lass uns gemeinsam in die Umsetzung starten – Schritt für Schritt.
Schritt 1: Status quo prüfen – wie barrierefrei ist Deine Website heute?
Bevor Du mit der Optimierung beginnst, solltest Du herausfinden, wo Deine Website aktuell steht. Denn nur wer weiß, welche Barrieren bestehen, kann gezielt und effizient handeln. In vielen Fällen lassen sich die größten Schwächen bereits durch einfache Tests identifizieren – ganz ohne Programmierkenntnisse.
Typische Anzeichen für fehlende Barrierefreiheit
Folgende Punkte deuten häufig auf eine mangelnde digitale Zugänglichkeit hin:
- Bilder enthalten keine oder unzureichende Alt-Texte
- Die Schrift ist zu klein oder schlecht lesbar
- Die Seite ist nicht mit der Tastatur bedienbar
- Formularfelder sind nicht korrekt beschriftet
- Farben und Kontraste reichen für Menschen mit Sehschwäche nicht aus
- Die Navigationsstruktur ist nicht logisch oder übersichtlich aufgebaut
Diese Tools helfen Dir bei der Prüfung
Um Dir einen ersten Überblick zu verschaffen, kannst Du auf folgende kostenfreie Tools zurückgreifen:
- WAVE Web Accessibility Evaluation Tool – zeigt Dir strukturelle Probleme, fehlende Alt-Texte und fehlerhafte Formularelemente direkt auf Deiner Seite an.
- axe DevTools (Browser-Plugin) – hilft bei der Analyse technischer Barrieren auf Element-Ebene, inklusive WCAG-Verweise.
- Google Lighthouse – liefert eine Accessibility-Bewertung direkt im Chrome-Browser (unter „Untersuchen“ → Reiter „Lighthouse“).
Empfehlung: Eine Basisprüfung regelmäßig durchführen
Auch wenn diese Tools keine vollständige Barrierefreiheitsprüfung ersetzen, geben sie Dir einen guten Einstieg in die technische Analyse. Insbesondere das Zusammenspiel aus Kontrasten, Strukturen und semantischer HTML-Auszeichnung lässt sich mit wenigen Klicks sichtbar machen.
Unser Tipp: Nutze die Tools regelmäßig – zum Beispiel nach dem Einfügen neuer Inhalte oder Layoutänderungen. So entwickelst Du ein besseres Gespür dafür, wie sich Barrierefreiheit systematisch mitdenken lässt.
Im nächsten Schritt schauen wir uns an, welche Anforderungen das BFSG 2025 konkret mit sich bringt – und was das für Deine Website bedeutet.
Schritt 2: Kennzeichnungspflicht verstehen – Was genau verlangt das BFSG?
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verpflichtet Unternehmen, ihre digitalen Angebote so zu gestalten, dass sie von allen Menschen – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen – genutzt werden können. Grundlage dafür sind die Anforderungen der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) in der Version 2.1 sowie der europäischen Norm EN 301 549.
Während bisher in Deutschland vor allem öffentliche Stellen zur Barrierefreiheit verpflichtet waren (gemäß BITV 2.0), betrifft das BFSG nun auch viele private Unternehmen – insbesondere ab Juni 2025. Für Websites, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten, gelten dann .
Bin ich als Unternehmen vom BFSG betroffen?
Das BFSG betrifft nicht automatisch jedes Unternehmen. Die gesetzliche Verpflichtung gilt insbesondere dann, wenn Du:
- Produkte online zum Verkauf anbietest (z. B. über einen WooCommerce-Shop)
- Digitale Dienstleistungen bereitstellst (z. B. Software, digitale Buchungen, Kundenportale)
- Online-Formulare zur Kommunikation mit Kund:innen anbietest
Reine Informationsseiten – etwa von Handwerksbetrieben oder Dienstleistern ohne Shopfunktion – sind formal nicht verpflichtet. Trotzdem empfiehlt es sich, bereits jetzt barrierefreie Standards umzusetzen, da:
- Barrierefreiheit ein Qualitätsmerkmal für Nutzerfreundlichkeit ist
- Google Accessibility als Rankingfaktor berücksichtigt
- eine künftige Ausweitung der Pflichten nicht ausgeschlossen ist
Was bedeutet das konkret für Deine Website?
Du musst Deine WordPress-Website so gestalten, dass sie den vier WCAG-Prinzipien entspricht:
- Wahrnehmbarkeit: Inhalte müssen für alle Nutzer:innen erfassbar sein (z. B. durch Alt-Texte, ausreichende Kontraste)
- Bedienbarkeit: Die Website muss vollständig mit der Tastatur nutzbar sein, inklusive Formularen und Navigation
- Verständlichkeit: Inhalte müssen klar, logisch und zugänglich formuliert und strukturiert sein
- Robustheit: Die Technik muss mit unterschiedlichen Endgeräten, Browsern und Assistenzsystemen funktionieren
Hinweis: Es ist nicht erforderlich, eine vollumfängliche rechtliche Bewertung vorzunehmen. Für die praktische Umsetzung ist entscheidend, dass Deine Website nachprüfbar zugänglich ist – das bedeutet: Die Einhaltung technischer Standards muss dokumentierbar und testbar sein.
Im nächsten Schritt schauen wir uns an, wie Du mit dem richtigen WordPress-Theme die Grundlage für barrierefreies Design schaffst.
Schritt 3: Das richtige Theme wählen – worauf Du bei WordPress achten solltest
Das Theme ist das visuelle und strukturelle Fundament Deiner WordPress-Website. Wenn es nicht barrierefrei aufgebaut ist, kannst Du selbst mit den besten Inhalten und Plugins keine vollständige Zugänglichkeit erreichen. Umso wichtiger ist es, von Anfang an auf ein zugängliches, semantisch korrektes und schlankes Theme</strong zu setzen – oder ein bestehendes Theme sorgfältig zu überprüfen.
Merkmale eines barrierefreien WordPress-Themes
Ein barrierefreies Theme erkennt man nicht nur an Marketingversprechen. Achte bei der Auswahl oder Prüfung auf folgende Punkte:
- Sauberer, validierter HTML5-Code mit semantischer Auszeichnung
- Klare und logisch verschachtelte Überschriftenstruktur (H1–H6)
- Ausreichender Farbkontrast zwischen Text und Hintergrund
- Tastaturbedienbarkeit von Navigation, Menüs und interaktiven Elementen
- Klare Fokusmarkierungen bei aktiven Elementen (z. B. Buttons, Links)
- Verzicht auf animierte Slider, Pop-ups oder JavaScript-Spielereien ohne sinnvolle Alternative
Empfehlenswerte Themes für barrierefreies Webdesign
Wenn Du ein neues Projekt startest oder auf ein barrierefreies Theme umsteigen möchtest, bieten sich folgende Optionen an:
- Twenty Twenty-Four – Das aktuelle Standard-Theme von WordPress mit Fokus auf Barrierefreiheit, strukturiertem Block-Layout und guter Tastaturbedienung.
- Hello Theme (in Kombination mit Elementor Pro) – Minimalistisches Basis-Theme, das mit durchdachter Umsetzung barrierefrei gestaltet werden kann. Erfordert jedoch sorgfältige Konfiguration.
- _s (Underscores) – Starter-Theme für Entwickler:innen mit solider Accessibility-Basis und maximaler Flexibilität.
Wichtig: Selbst ein gut konzipiertes Theme wird erst durch richtige Nutzung barrierefrei. Inhalte, Struktur und Komponenten müssen konsequent auf Zugänglichkeit geprüft und angepasst werden.
So prüfst Du Dein bestehendes Theme
Wenn Deine Website bereits online ist, kannst Du folgende Schritte zur Bewertung Deines Themes unternehmen:
- Führe einen Accessibility-Test mit WAVE oder axe DevTools durch
- Überprüfe die Quellstruktur: Gibt es saubere Überschriften-Hierarchien?
- Teste die Navigation ausschließlich mit der Tastatur (Tabulatortaste und Shift+Tab)
- Aktiviere den Fokus-Rahmen (Focus Outline) und kontrolliere die Sichtbarkeit aktiver Elemente
- Prüfe mit Chrome DevTools oder Firefox Accessibility Inspector die semantische Struktur
Unser Tipp: Wenn Du ein individuelles oder gekauftes Theme nutzt, lohnt es sich, einen Accessibility-Check in der technischen Website-Analyse zu integrieren – insbesondere vor einem Redesign oder Relaunch.
Im nächsten Schritt zeige ich Dir, welche Plugins Dir beim barrierefreien Ausbau Deiner Website helfen – und worauf Du dabei unbedingt achten solltest.
Schritt 4: Accessibility-Plugins gezielt einsetzen
In der WordPress-Welt gibt es für fast alles ein Plugin – auch für Barrierefreiheit. Doch während einige Erweiterungen wertvolle Unterstützung bieten, solltest Du sie nicht als Komplettlösung betrachten. Barrierefreiheit ist kein Plugin-Feature, sondern ein ganzheitliches Konzept, das Design, Inhalt und Technik gleichermaßen umfasst.
Was Plugins leisten können – und was nicht
Plugins können Dir helfen, bestimmte Barrieren zu erkennen oder zu entschärfen. Zum Beispiel durch:
- automatische Ergänzung von Skip-Links zur besseren Navigation per Tastatur
- Verbesserung der Fokussteuerung für interaktive Elemente
- Barrierefreiheits-Checks im WordPress-Backend
- Tools zur Kontrastanpassung oder Schriftvergrößerung
Wichtig ist: Kein Plugin kann Deine Website vollständig barrierefrei machen. Vor allem bei inhaltlichen oder strukturellen Problemen stoßen Tools schnell an ihre Grenzen. Ein durchdachtes Design und barrierebewusste Content-Erstellung sind unverzichtbar.
Empfehlenswerte Plugins für mehr Barrierefreiheit
- WP Accessibility – eines der bekanntesten Tools mit nützlichen Funktionen wie Skip-Links, Label-Korrekturen, Tastaturfokus und ARIA-Unterstützung.
- One Click Accessibility – fügt Barrierefreiheitstools wie Schriftvergrößerung, Kontrastumschalter und Tastatur-Navigation hinzu.
- Accessibility Checker – scannt Beiträge und Seiten direkt im WordPress-Editor und gibt Hinweise auf potenzielle Barrieren (kostenlose & Pro-Version verfügbar).
Für Formulare empfehle ich barrierearme Plugins wie Fluent Forms oder Gravity Forms, die von Haus aus mit ARIA-Rollen und guter Tastaturbedienbarkeit arbeiten. Viele kostenlose Formularelemente – wie etwa die in Elementor – müssen dagegen manuell angepasst werden.
Was Du vermeiden solltest
Sei vorsichtig mit Plugins, die Barrierefreiheit nur „vortäuschen“. Dazu zählen sogenannte Accessibility Overlays, die nur per JavaScript kosmetische Anpassungen vornehmen, aber keine echten Verbesserungen schaffen. Diese Tools bieten häufig:
- ein eingeblendetes Barrierefreiheits-Menü ohne strukturelle Änderungen
- automatisierte Alt-Text-Erstellung ohne redaktionelle Prüfung
- Pop-ups oder grafische Eingriffe, die mit Screenreadern nicht kompatibel sind
Solche Lösungen suggerieren Sicherheit, ohne die zugrunde liegenden Probleme zu lösen – und können im Zweifelsfall sogar rechtlich riskant sein.
Im nächsten Schritt widmen wir uns einem oft unterschätzten Erfolgsfaktor: dem barrierefreien Aufbau Deiner Inhalte – von Texten über Bilder bis hin zu Überschriftenstrukturen.
Schritt 5: Inhalte barrierefrei gestalten – worauf Du bei Texten, Bildern und Struktur achten musst
Barrierefreiheit beginnt nicht im Code, sondern bei den Inhalten. Selbst die technisch sauberste WordPress-Website verliert ihre Zugänglichkeit, wenn Texte schlecht strukturiert, Bilder ohne Beschreibung oder Kontraste unzureichend sind. Für eine wirklich barrierefreie Website kommt es daher auf klare, verständliche und gut aufbereitete Inhalte an.
Alt-Texte für Bilder richtig einsetzen
Jedes relevante Bild auf Deiner Website sollte einen beschreibenden Alternativtext (Alt-Text) enthalten. Dieser wird von Screenreadern vorgelesen und erscheint, wenn ein Bild nicht geladen werden kann. Gute Alt-Texte:
- beschreiben den Inhalt oder die Funktion des Bildes in wenigen Worten,
- sind keine reinen Dateinamen oder Schlagwörter,
- sollten nicht mit „Bild von …“ beginnen – das erkennt das Gerät selbst.
Reine Deko-Bilder (z. B. Hintergrundgrafiken) sollten entweder alt=""
enthalten oder per CSS eingebunden werden, damit sie von Screenreadern übersprungen werden.
Überschriftenstruktur einhalten
Ein häufiger Fehler auf WordPress-Seiten ist die falsche Verwendung von Überschriften. Achte darauf, dass Du:
- nur eine H1-Überschrift pro Seite nutzt (i. d. R. der Seitentitel),
- Abschnitte logisch mit H2–H4 untergliederst,
- keine Sprünge in der Hierarchie machst (z. B. H2 → H4 ohne H3).
Diese Struktur hilft nicht nur Nutzer:innen mit Screenreadern, sondern verbessert auch die Lesbarkeit und SEO-Wirksamkeit Deiner Inhalte.
Kontraste und Farben beachten
Gerade bei hellen Designs wird oft vergessen, dass ausreichender Kontrast zwischen Text und Hintergrund essenziell ist – nicht nur für Menschen mit Sehschwächen. Die WCAG fordert ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 für Fließtexte. Du kannst Deine Farben zum Beispiel mit dem WebAIM Contrast Checker überprüfen.
Texte verständlich und zugänglich schreiben
Gute Barrierefreiheit bedeutet auch, klar und verständlich zu schreiben. Achte auf:
- eine einfache Sprache mit kurzen Sätzen und klarer Gliederung,
- vermeintlich „selbstverständliche“ Abkürzungen oder Fachbegriffe zu erklären,
- Verlinkungen, die klar machen, wohin sie führen („Zur Produktseite“ statt „Hier klicken“).
Weitere Inhaltselemente im Blick behalten
- PDFs und eingebettete Dokumente sollten ebenfalls barrierefrei aufbereitet sein.
- Videos sollten mit Untertiteln oder Transkripten versehen werden.
- Tabellen sollten nur verwendet werden, wenn wirklich notwendig – und dann korrekt ausgezeichnet sein (mit
<thead>
,<th>
,<caption>
).
Auch wenn das auf den ersten Blick nach viel klingt, kannst Du bereits mit kleinen Schritten große Wirkung erzielen – insbesondere, wenn Du neue Inhalte von Beginn an barrierefrei aufbereitest.
Im nächsten Schritt kümmern wir uns um die Navigation und Bedienbarkeit per Tastatur – ein Bereich, der besonders oft übersehen wird und dennoch entscheidend für die Barrierefreiheit ist.
Schritt 6: Navigationsstruktur & Tastaturbedienbarkeit sicherstellen
Eine barrierefreie Website ist nicht nur inhaltlich zugänglich – sie muss auch einfach und intuitiv bedienbar sein. Das betrifft vor allem die Navigation: Menüs, Buttons, Links und interaktive Elemente müssen so gestaltet sein, dass sie sich auch ohne Maus – also ausschließlich mit der Tastatur oder assistiven Technologien – nutzen lassen.
Warum Tastaturbedienbarkeit so wichtig ist
Viele Nutzer:innen mit körperlichen Einschränkungen bedienen das Internet per Tastatur oder Screenreader. Wenn sich Deine Website nur mit der Maus sinnvoll nutzen lässt, schließt Du diese Zielgruppen faktisch aus. Eine vollständig bedienbare Website muss daher folgende Anforderungen erfüllen:
- Alle Inhalte und Funktionen müssen per Tabulator-Taste erreichbar sein.
- Die Reihenfolge der Navigation muss logisch und nachvollziehbar sein.
- Aktiv fokussierte Elemente müssen sichtbar hervorgehoben werden.
- Es sollte die Möglichkeit geben, Navigationselemente zu überspringen („Skip to Content“-Link).
Du kannst die Tastaturbedienbarkeit leicht selbst testen: Öffne Deine Website in einem Browser, klicke nirgendwo hin, und drücke dann mehrfach die Tab-Taste. Bewegt sich der Fokus sichtbar über das Menü und alle Links, oder „verhakt“ sich die Seite an bestimmten Stellen?
Navigation logisch und barrierefrei aufbauen
Eine gute Navigation hilft nicht nur Menschen mit Einschränkungen – sie verbessert die Usability für alle. Achte auf:
- eine klare, flache Menüstruktur (idealerweise maximal zwei Ebenen)
- eindeutige Bezeichnungen für Menüpunkte (keine Doppeldeutigkeit)
- ausreichende Kontraste und gut lesbare Schriftgrößen
- eine erkennbare Fokus-Markierung (z. B. farbiger Rahmen oder Schatten) für aktive Elemente
Wenn Du mit Page Buildern wie Elementor arbeitest, kannst Du Fokuszustände und Tastaturbedienung oft manuell nachrüsten – etwa über benutzerdefinierte CSS-Klassen oder gezielte Accessibility-Einstellungen im Widget. Eine barrierefreie Navigation ist mit Elementor grundsätzlich möglich, erfordert aber bewusste Konfiguration.
Technische Elemente nicht vergessen
Auch modale Fenster (Pop-ups), mobile Burger-Menüs oder Tabs müssen zugänglich sein. Dabei gilt:
- Öffnet sich ein modales Fenster, sollte der Tastaturfokus in das Fenster springen – und beim Schließen dorthin zurückkehren, wo er vorher war.
- Mobile Menüs sollten per Tab steuerbar und vollständig sichtbar sein.
- Dropdowns dürfen sich nicht nur beim Hover (Mauszeiger) öffnen, sondern auch beim Fokus über Tastatur.
Ob eine Navigation barrierefrei ist, zeigt sich nicht im Design, sondern im Verhalten. Prüfe daher regelmäßig per Tastatur und assistiven Tools, ob Deine Navigation alle Anforderungen erfüllt.
Im nächsten Schritt schauen wir uns an, wie Formulare und interaktive Elemente – z. B. Kontaktformulare, Newsletter-Felder oder Cookie-Banner – barrierefrei umgesetzt werden.
Schritt 7: Formulare & Interaktion barrierefrei umsetzen
Formulare sind ein zentrales Element vieler Websites – sei es zur Kontaktaufnahme, für Anfragen, Newsletter-Anmeldungen oder Bestellungen. Doch genau hier entstehen oft gravierende Barrieren: nicht beschriftete Felder, unklare Fehlermeldungen oder Elemente, die sich nicht per Tastatur bedienen lassen. Damit Deine Formulare auch wirklich zugänglich sind, solltest Du auf einige entscheidende Aspekte achten.
Was barrierefreie Formulare auszeichnet
Ein barrierefreies Formular ermöglicht die vollständige und verständliche Nutzung – unabhängig davon, ob jemand mit Maus, Tastatur oder Screenreader arbeitet. Achte auf folgende Punkte:
- Jedes Eingabefeld hat ein klar zugeordnetes Label (sichtbar oder per
<label for="">
) - Die Reihenfolge der Felder ist logisch und folgt der Leserichtung
- Pflichtfelder sind deutlich gekennzeichnet (nicht nur durch Farbe)
- Fehlermeldungen sind verständlich, spezifisch und visuell sowie technisch zugänglich
- Der Fokus springt bei Validierungsfehlern automatisch zum entsprechenden Feld
Viele dieser Anforderungen kannst Du mit den richtigen Formular-Plugins gut umsetzen – oder manuell nachbessern, wenn Du auf bestehende Elemente setzt.
Empfehlenswerte Plugins für barrierearme Formulare
- Fluent Forms – moderne Optik, solide Accessibility-Unterstützung, gute Kontrolle über Labels und Validierungen
- Gravity Forms – professionelle Lösung mit Fokus auf WCAG- und ARIA-Konformität, auch für komplexere Anwendungsfälle
- Ninja Forms – flexibel, aber nicht ganz so stark auf Barrierefreiheit ausgelegt wie die beiden anderen
Viele einfache Kontaktformulare – etwa die aus Elementor oder mit Contact Form 7 – müssen nachträglich angepasst werden. Achte hier insbesondere auf Tastatursteuerung, Fokusverhalten und sichtbare Fehlermeldungen.
Was oft übersehen wird
- Cookie-Banner und Pop-ups müssen mit der Tastatur vollständig bedienbar sein – inkl. Schließen-Button und Fokussteuerung.
- Captcha-Felder (z. B. Google reCAPTCHA) stellen häufig Barrieren dar – barrierefreie Alternativen sind sinnvoller.
- Dropdowns und Select-Menüs sollten klar beschriftet und einfach bedienbar sein.
Ein Tipp zur Umsetzung
Teste Deine Formulare regelmäßig – am besten selbst mit abgeschalteter Maus oder per Screenreader wie NVDA. Schon eine kurze Simulation zeigt, ob Nutzer:innen wirklich durchkommen – oder an unzugänglichen Elementen hängen bleiben.
Im letzten Schritt dieser Checkliste geht es um einen entscheidenden Punkt: die kontinuierliche Prüfung, Dokumentation und Weiterentwicklung Deiner barrierefreien Website.
Schritt 8: Testen, dokumentieren & kontinuierlich verbessern
Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Selbst wenn Deine Website heute den Anforderungen des BFSG entspricht, können künftige Inhalte, Designänderungen oder Plugin-Updates neue Barrieren erzeugen. Umso wichtiger ist es, Barrierefreiheit als festen Bestandteil Deiner Website-Pflege zu verstehen – mit regelmäßigen Tests, klarer Dokumentation und einer Haltung, die Verbesserung als kontinuierlichen Weg begreift.
So testest Du Deine Website regelmäßig
Führe in regelmäßigen Abständen – zum Beispiel einmal pro Quartal oder nach größeren Updates – eine systematische Prüfung durch. Nutze dazu Tools wie:
- WAVE oder axe DevTools für strukturbezogene Tests
- Google Lighthouse für grundlegende Accessibility-Metriken
- Den Accessibility Insights Checker für gezielte Elementanalysen
Zusätzlich empfehlen wir die manuelle Prüfung durch:
- Tastaturnavigation und Fokusverhalten
- Überprüfung der Seitenstruktur mit Screenreadern (z. B. NVDA)
- Lesbarkeitscheck der Inhalte, auch für Laien oder Nutzer:innen mit kognitiven Einschränkungen
Barrierefreiheit dokumentieren – für Dich und andere
Die Dokumentation von Barrierefreiheitsmaßnahmen ist kein Muss für jede Website – aber sehr hilfreich, wenn Du aufzeigen möchtest, welche Schritte Du unternommen hast. Sie dient auch als Nachweis bei externen Anforderungen (z. B. Audits) oder als Grundlage für spätere Weiterentwicklung.
Dokumentieren kannst Du zum Beispiel:
- welche Tools Du genutzt hast und wann
- welche Maßnahmen Du umgesetzt hast (mit Screenshots oder Beispielen)
- welche Themen noch offen sind oder künftig berücksichtigt werden sollen
Eine einfache Dokumentation in Form eines Google Docs, eines internen Tickets oder einer WordPress-internen Notiz reicht oft schon aus.
Barrierefreiheit in Deine Prozesse integrieren
Der nachhaltigste Effekt entsteht, wenn Barrierefreiheit kein Sonderfall mehr ist, sondern Teil Deines Arbeitsalltags wird. Zum Beispiel durch:
- ein barrierefreies Content-Template für neue Seiten
- einen standardisierten Accessibility-Check vor dem Veröffentlichen
- eine jährliche Review mit externem Blick (z. B. durch Agenturen oder Testpersonen)
Barrierefreiheit ist kein reiner Kostenfaktor. Sie stärkt das Nutzererlebnis, die Reichweite und das Vertrauen in Deine Marke – nach innen wie außen.
Damit schließt sich unsere Checkliste. Im Fazit fassen wir noch einmal zusammen, was Du mitgenommen hast – und was Du als nächstes tun kannst.
Fazit: Barrierefreiheit ist kein Extra – sondern der neue Standard
Barrierefreiheit ist längst kein Nice-to-have mehr – spätestens mit dem BFSG 2025 wird sie zur geschäftlichen Pflicht für viele Unternehmen. Doch unabhängig von der rechtlichen Seite gilt: Eine barrierefreie WordPress-Website sorgt für bessere Nutzererlebnisse, mehr Sichtbarkeit und stärkere Markenwirkung.
Zusammengefasst: Das solltest Du mitnehmen
- Eine fundierte Ist-Analyse bildet die Basis für jede Maßnahme
- Das richtige Theme und durchdachte Plugins sind technische Grundpfeiler
- Texte, Bilder, Formulare und Navigation müssen bewusst barrierefrei gestaltet sein
- Regelmäßiges Testen und Dokumentieren sorgen für nachhaltige Qualität
Ob Du erste Schritte selbst umsetzt oder eine professionelle Lösung suchst – wir helfen Dir gerne dabei, Deine WordPress-Website barrierefrei und BFSG-konform zu gestalten.
» Jetzt unverbindlich Website prüfen lassen
Deine Meinung zählt
Wie gehst Du mit dem Thema Barrierefreiheit auf Deiner Website um? Planst Du Anpassungen oder bist Du schon mittendrin? Teile Deine Erfahrungen, Fragen oder Anregungen gerne in den Kommentaren. Ich freue mich auf den Austausch!